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Bedeutender archäologischer Fund eines Einbaums am Darßer Weststrand

Mitglieder von archaeomare e.V. helfen bei der Bergung

Die Fundmeldung

Am 22.01.22 entdeckte René Roloff, Bürgermeister der Gemeinde Prerow einen Einbaum am Darßer Weststrand, 650 m südlich des Mittelweges. Der Einbaum mit einer sichtbaren Länge von 3,2  m sowie einer maximalen Breite von 0,6 m lag längs zur Uferkante im Spülsaum auf einer torfigen Schicht. Er  ist vermutlich durch einen Sturm mit Orkanböen am 20.01.22 freigespült worden. Renè Roloff und Anette Weidemann, ehrenamtliche Bodendenkmalpflegerin, begutachteten und dokumentierten einen Tag später den Einbaum vor Ort . Dabei wurde Folgendes festgestellt: “Im vorderen (östlichen) Bereich sind die Bordwände in einem schlechten Erhaltungszustand und kaum mehr vorhanden. Das Holz ist aufgeweicht und bröckelt. Es sind keine Jahresringe erkennbar. Lose Fragmente der Bordwand und aus dem Innenraum wurden bei der Dokumentation mitgenommen und in Frischhaltefolie verpackt. Auch ein ca. 2 m entferntes längliches Holzfragment wurde vorsorglich mitgenommen. …  Der Boden des Einbaums wirkt stabil. … Eine vollständige Freilegung war aufgrund der nahen Brandung nicht möglich. Nach der Dokumentation wurde der exponiert liegende Einbaum mit Sand und Seegras bedeckt und die Fundstelle markiert.“

Erste Maßnahmen

In Absprache mit dem LAKD wurde die Fundstelle am  24.01.22 durch einen Mitarbeiter des Meeresmuseums Stralsund inspiziert und zum Schutz mit mehr Sediment bedeckt. Die exponierte Lage am Strand und die Vorhersage von Starkwind ab dem 27.01.22 machten eine schnelle Bergung unumgänglich. Die Bergung erfolgte am 26.01.2022 unter Federführung des LAKD und in Unterstützung des Deutschen Meeresmuseums Stralsund, des Nationalparkamtes sowie durch Mitglieder von archaeomare e.V. und andere ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger. Dabei sollte der Einbaum bis auf einen Sockel freigelegt werden, um dann im Block auf eine Trägerplatte verlagert zu werden. 

Die Bergung

Am Morgen des 26.01.22 reichte der Spülsaum durch zunehmende Westwinde bereits bis an den Einbaum heran. Der Einbaum konnte zwar durch die Hilfskräfte freigelegt werden, allerdings machte die Brandung eine Dokumentation oder Bergung zunächst unmöglich. Ein von Hand aufgeschütteter Schutzwall am Strand half schließlich das Seewasser fernzuhalten, allerdings bereitete nachlaufendes Grundwasser weiterhin Probleme. Erst mit der von Bürgermeister Roloff organisierten kurzfristigen Hilfe der Kurverwaltung Born  war es möglich das Wasser abzuleiten und den Einbaum zu bergen. Mit Hilfe eines Radladers wurde hierzu eine Vertiefung im sandigen Sediment angelegt, in die Wasser abgeleitet werden konnte. Anschließend wurde der Einbaum freigelegt und mit Hilfe der Trägerplatte vorsichtig gehoben. Insgesamt wurden neben einem größeren Hauptsegment 17 kleinere Fragmente geborgen. 

Bei dieser Aktion konnten die beteiligten Mitglieder des Vereins  ihre praktischen Erfahrungen im Umgang mit archäologischen Funden vertiefen und einen weiteren Schritt zum ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger gehen. Besonders sei hier der sprichwörtlich „Ganzkörper-Einsatz“ von Jens Heischkel erwähnt, der bei winterlichen Temperaturen im Taucheranzug und mit bloßen Händen half den Einbaum freizulegen. Die Bergung stand durch die aufkommende See unter hohem Zeitdruck. Es kündigte sich für die nächsten Tage ein Orkan mit Windstärken von 9-10bft an, der den Fund wohl unwiederbringlich zerstört hätte. Nach der schwierigen Bergung wurde der Einbaum in der Restaurierungswerkstatt des LAKD vorsichtig von Sediment befreit und mit Hilfe eines Strukturlichtscanners 3D dokumentiert. Dabei konnten alle Fragmente in den Fundkontext eingeordnet werden. Zudem erfolgte eine Beprobung zur Holzartenbestimmung und C-14 Datierung. 

Neue Forschungsergebnisse werden hier aktualisiert!

redaktionelle Bearbeitung Roland Obst 

 

Link zu weiteren Bildern 

rolandobst.smugmug.com/Filme-mp4-für-Archaeomare-Internetseite/n-LXvgGF/Bergung-eines-Einbaum-vom-Darsser-Weststrand

Ein erstes 3D Modell der geborgenen Fundstücke noch am Ort